Feuerwehr

Schwarzenbek

Einsätze an der Bahnlinie

Dienstag, 18.03.2003 19:09 von Jan Piossek

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DRK und Feuerwehr kritisieren zeitraubende und umständliche Vorschriften der Bahn AG

Rund um die Uhr rauschen sie an Schwarzenbek vorbei, die Reise- und Güterzüge auf der Bahnstrecke zwischen Hamburg und Berlin. Wie viele Menschen in den einzelnen Zügen sitzen und welche Ladung in den Waggons steckt, weiß meistens niemand - ein unkalkulierbares Risiko für die Einsatzkräfte von Feuerwehren und Rettungsdiensten, die auf mögliche Unfälle der Bahn vorbereitet sein müssen. Auf Einladung des DRK-Ortsvereins Schwarzenbek informierte Wigand Gilberz von der Deutschen Bahn AG jetzt ehrenamtliche Retter über Einsätze bei Bahnunfällen.

Kommt es zum Unfall, sind neben anderen fahrenden Zügen vor allem der starke Strom an den Gleisen und die Ladungen in Güterwaggons eine große Gefahr. Gilberz: ,,Wer das Gleis betritt, begibt sich in Lebensgefahr." Deshalb dürfen Einsatzkräfte erst dann helfen, wenn die Bahnnotfallstelle der Ratzeburger Kreisleitstelle die Freigabe des Gleises schriftlich bestätigt hat.

,,Das ist eine der schlimmsten Situationen, die man sich als Helfer vorstellen kann", sagt DRK-Notarzt Dirk Greunig. ,,Da liegen Menschen vor einem, die dringend Hilfe benötigen, aber wir dürfen nicht ran, weil die Bahn ihre Zeit braucht ehe das Gleis freigegeben ist." Die Zeit ist auch ein Problem beim Einsatz der so genannten ,,Notfallmanager" der Bahn, die maximal 30 Minuten nach einem Bahnunfall vor Ort sein sollen. ,,Wir hatten in jüngster Vergangenheit drei Einsätze am Bahngleis, und zweimal hat es wesentlich länger gedauert, ehe der Notfallmanager vor Ort war", kritisiert Feuerwehrchef Martin Schröder. Kostbare Zeit für die Einsatzkräfte, für die der Notfallmanager Ansprechpartner ist. Schröder: ,,In der Theorie klappt bei der Bahn immer alles, aber in der Praxis leider so gut wie nie."

Kritik gibt es auch daran, dass von der Bahn keine Übungsobjekte zur Verfügung gestellt werden. ,,Wir sollen im Notfall Menschen aus verunglückten ICE-Waggons retten, aber niemand von uns weiß aus einem praktischen Beispiel, wie man in solche Züge gelangt. Die Fenster lassen sich ja nicht öffnen", sagt Schröder. Die Bahn selbst gibt Probleme etwa bei Containern mit gefährlicher Ladung unumwunden zu. ,,Wenn da nicht dran steht, was in den Containern geladen ist, dann wissen wir das auch nicht. Dann stehen wir alle hilflos davor", sagte Wigand Gilberz. So können giftige Dämpfe aus Leck geschlagenen Fässern schnell zur Gefahr für Einsatzkräfte werden.

Auch dem Deutschen Roten Kreuz Schwarzenbek stehen neue Erschwernisse ins Haus. Die ,,Gesundheitskassen" (Greunig: ,,Kranke wollen die Krankenkassen ja nicht") wollen die Finanzierung der Schnelleinsatzgruppen umstrukturieren. ,,Unsere erwiesenermaßen sinnvollen und notwendigen Strukturen sollen zum eindeutigen Nachteil geändert werden. Möglicherweise muss unser Kreis erst den Klageweg beschreiten, um die Schnelleinsatzgruppe langfristig erhalten zu können", sagt der Notarzt.

Material für Großschadenslagen soll dann etwa aus Lübeck kommen - statt es wie bisher lokal vorzuhalten. ,,Wir sind nach drei bis fünf Minuten einsatzbereit und müssten mit einer Grundausstattung auskommen, ehe unter Umständen bei Nacht, Nebel und Glatteis irgendwann viel später das dringend benötigte Material aus Lübeck vor Ort ist", sagt Dirk Greunig.

Alle Einsatzkräfte hoffen, dass es auf der Bahnstrecke nicht zu einem schweren Unfall kommen wird. Doch passieren kann das jederzeit überall, wie die letzten schweren Unglücke in Brühl und Eschede zeigten. ,,Vermutlich merken die Verantwortlichen der Bahn erst dann, dass sie mit ihrem Konzept falsch liegen. Es geht nicht, uns alle Aufgaben zu übertragen, uns aber parallel dazu einfach nicht vernünftig auszubilden", sagt Martin Schröder.

 

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